Aufstand in Chiapas jährt sich zum zehnten Mal

1.1.1994: Ein Tag, der Mexiko veränderte.

Ein Heer von Indígenas mit alten Gewehren stürmte fünf Städte im mexikanischen Bundesstaat Chiapas. Die Armee schlug den bis dahin meist friedlich verlaufenen Aufstand blutig nieder. Nach zwölf Tagen schwerer Auseinandersetzung mit der mexikanischen Armee einigte man sich auf einen Waffenstillstand. Seither dominiert im Kampf der Zapatisten das Wort.

Der Indianer Aufstand in Chiapas machte weit über Mexiko hinaus Schlagzeilen. Den Kämpfer der Zapatistischen Nationalen Befreiungsarmee (EZLN) schlugen ungeahnte Sympathiewellen und Solidaritätsbekundungen aus aller Welt nach dem Aufstand entgegen und sie entwickelte sich fortan zur Inspirationsquelle für eine Vielzahl von Freiheits- und Anti-Globalisierungsbewegungen. Die Versuche der Regierungen, ein Friedensabkommen mit den Zapatisten auszuhandeln, sind aber bisher gescheitert. Der Dialog zwischen beiden Seiten ist seit Jahren unterbrochen, aber immerhin hält der Waffenstillstand. Im April 2001 wurde eine Gesetzesinitiative über „Rechte und Kultur der Ureinwohner“ derart verwässert, dass die EZLN es als „Beleidigung der Ureinwohner“ ablehnte und bis heute jeden Dialog mit der Regierung verweigert.

Die Forderungen der EZLN bestanden darin, das die 62 indianischen Ethnien Mexikos formell als Völker anerkannt werden und Ihre traditionellen Sitten und Gebräuche sollen bei der Rechtsprechung und der Wahl ihrer Autoritäten anerkannt und ihre Sprachen dem Spanischen gleichgestellt werden. Jedoch Zehn Jahre nach dem Aufstand kann die überwiegend indianische Bevölkerung im nach wie vor ärmsten Staat Mexikos zwar einige Erfolge vorweisen, doch viele Forderungen warten noch auf Erfüllung. Die Zapatisten haben Chiapas inzwischen auf eigene Faust verändert. In jeder der fünf Regionen, in denen die EZLN präsent ist, wurde eine Caracol als eine Art autonomer Regierung gegründet. Ein bis zwei Vertreter oder Vertreterinnen der jeweiligen autonomen Gemeinden bilden dabei die Räte. Diese kümmern sich in den Dörfern, in denen die Zapatisten über eine Basis verfügen, um die lokale Verwaltung und Sie gründeten seit 1994 mehr als 30 „Autonome Gemeinden“.

Der mexikanische Sozialrevolutionär Emiliano Zapata kämpfte bis zu seiner Ermordung 1919 für die Rechte der Indios. Auf die Person und die Ideen Zapatas bezieht sich die Zapatistische Armee zur Nationalen Befreiung, die Ende der achtziger Jahre im Bundesstaat Chiapas gegründet wurde.